ACHTUNG TIEFFLIEGER! EIN SCHNELLER BLICK AUF DIE WISSENS­LAND­SCHAFT - SSP Kommunikation

ACHTUNG TIEFFLIEGER! EIN SCHNELLER BLICK AUF DIE WISSENS­LAND­SCHAFT

23 Ι Jan 2015

Kleinkinder sind begierige Lernmaschinen: Sie sammeln Informationen, analysieren diese auf ihren Brauchbarkeit, speichern sie ab und greifen bei Bedarf wieder darauf zurück. Speicherkriterium ist die Nützlichkeit, ein Ordnungsprinzip gibt es nicht. Kinder pflegen im Kopf die chaotische Lagerhaltung. Was gebraucht wird, wird gefunden, was nicht gebraucht wird, kann dem Vergessen anheimfallen. So weit so gut. Die Einsicht, dass Informationstiefe und  -fülle das Prinzip der chaotischen Lagerhaltung zum Scheitern bringen, hat zu Entlastungssystemen für das Gehirn geführt. Wir analysieren, definieren, systematisieren und katalogisieren unsere Wahrnehmung – mit dem Ziel der Wiederauffindbarkeit. Und mit der Idee, die Welt auf diese Weise zu verstehen. Das Lexikon im Bücherregal outete die Apologeten des Systems. Problem: Schubladen sind abgeschlossene, licht- und luftleere Systeme, die den Bezug zur Umwelt verlieren, hat man sie einmal geschlossen. Hermetisches Wissen ist so unbegrenzt ausbaubar, aber auch weitgehend ohne praktischen Nutzen. Der eigentliche Gewinn der chaotischen Lagerhaltung bestand nämlich darin, Informationen assoziativ (also kreativ) miteinander zu verbinden. Es wurden Teile genutzt und mit anderen verknüpft, woraus wiederum Neues entsteht. Und das neue war keine bloße Definition, sondern funktionierende Lebenshilfe. Leitgedanke dabei war Pragmatismus - nicht Dogmatismus. Das Internet reaktiviert diese chaotische Lagerhaltung von Wissen. Wir schießen wie Tiefflieger über die Wissensgebiete, gelandet wird nur dort, wo man sich entsprechende Ausbeute verspricht. Aber auch vermeintliche Fehlgriffe sind meist äußerst produktiv. Wer hat nicht schon im Internet nach Informationen gesucht und ist am Ende der Suche (durchaus zufrieden) in ganz anderen Themenkomplexen gelandet, hat ganz neue Zusammenhänge entdeckt? In der neuen Ausgabe unserer Hauszeitung „Faktor“ haben wir eine solche Assoziationskette eine Zeit lang verfolgt - am Beispiel einer Wikipedia-Recherche. Ein spannendes Kopfkino, das man beliebig weiterführen und das bei einer früher oder später gewählten Abbiegung einen ganz anderen Verlauf nehmen kann.